Paul
Hoffmann, Heinrich von Kleist und die Seinen, in:
Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 84 (1929), 161-185; darin:
176
Wilhelm v. Pannwitz an Leopold v. Kleist, Gulben, 9. 12. 1810
d. 9. Decbr. 1810.
Dein Brief hatt uns eine recht herzliche Freude
verursacht, da er uns zeigt, daß Du von der fürchterlichen Operation Dich doch soweit
wieder erholt hast. Der Himmel gebe Dir Kraft und Muth den zweiten Theil derselben
glücklich zu überstehen und lohne Deine Schmerzen mit einer völlig wiederhergestellten
Gesundheit.
Beikommenden Hasen, den
dürftigen Ertrag unserer diesjährigen Jagdt, bitte ich gütigst anzunehmen u mit dem
Vergnügen und der Zufriedenheit zu verzehren als er von dem Subscriptus geschoßen worden
ist.
Es haben sich zwey Pächter
zu unserem Hause gemeldet, die beyde für dasselbe mit allem Zubehör, die Wiese nicht mit
ausgeschlossen das an Pacht geben wollen, was es jetzt nach Abzug der fixen Lasten und
Abgaben effectivement trägt. Der eine ist Liske und der andere der Postofficiant
Schlichting, den Du von der Schätzelschen Compagnie her noch kennen wirst. Ich halte dies
für zu vortheilhaft für uns um es von der Hand zu weisen, und habe auch dieserhalb mit
Dames correspondirt, der Schlichting den Vorzug giebt, indem er Liske beschuldigt, daß
durch seinen Geitz, seinen Schmutz und seine Habsucht das Haus so ruinirt werden würde,
daß wir am Ende mehr Schaden als Vortheil von seiner Pacht haben würden, u seiner
Meinung nach Schlichting wohl an 25 rthl. mehr Pacht zahlen würde. Mir ist es einerley,
wer es pachtet; da indessen Dames so sehr mit Geschäften überhäuft ist, so bin ich
Willens mit einem oder dem andern zu contrahiren. Bevor dies aber geschehen kann, so halte ich es für nothwendig Eure Einwilligung zu haben, und ich
ersuche Dich daher, mir solche schriftlich zu ertheilen. Da Heinrich jetzt in Berlin ist,
und ich doch vorher weiß, daß wenn ich auch an ihn schreibe, ich keine Antworth
erhallte, so ersuche ich Dich, da er Dich doch wahrscheinlich öfters besuchen wird, ihn
gelegentlich die Seinige abzubuchsiren, damit dies Geschäft nicht aufgehalten wird. Die
festgesetzten Pachtbedingungen werde ich Dir noch vor Abschluß des Contractes wißen
laßen
|