Paul
Hoffmann, Heinrich von Kleist und die Seinen, in:
Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 84 (1929), 161-185; darin:
165f.
Wilhelm v. Pannwitz an Philipp Heinrich v. Borcke, Gulben,
3. 4. 1808
[Gulben] d. 3ten Aprill 1808.
Das Unglück welches im Herbst 1806 den
größten Theil der Armee betroffen hat, ist mir damals auch wiederfahren. Seit dieser
Zeit bin ich <166:> mit Frau u. Kind bey meiner Mutter, so wie auch die Majorin von
Massow, die seit ohngefähr 6 Wochen an einem Anfall vom Schlage das Bett hüten muß, wir
hoffen indeßen daß die Wiederkehr des Frühlings auch die ihrer Gesundheit seyn wird.
Beyde lassen sich Ihnen u Ihrer Frau Gemahlin gehorsamst und freundschaftlichst empfehlen.
Bis jetzt bin ich im Dienst u hoffe auch wieder angestellt zu werden, wenigstens habe ich
dieserhalb das Versprechen des Königs, wann dies indeßen gehn wird, wissen die Götter.
Auch hier in Sachsen, wozu wir seit dem letzten Frieden gehören, wünscht man auch
sehnlichst die baldige Räumung der Preuß. Länder, indem wir von der Rückkehr des
Königs die Steuerung des unerhörten Geldwuchers hoffen, da wir mit preuß. Münze
überschwemmt sind, u diese gegen das sächs. Geld über 40 pCent verliert. Von der
eigentlichen Drangsaal des Krieges, sehr starke Contribution u Lieferung ausgenommen,
haben wir hier Gottlob fast gar nichts empfunden, indem wir auch noch nicht einen Mann
Einquartierung gehabt haben. So gut werden Sie wahrscheinlich nicht weggekommen seyn.
Was die
übrigen Geschwister meiner Frau anbelangt, so haben sie sämtlich Frankfurth verlassen.
Die beyden ältesten Schwägerinnen halten sich in G [bei] v. Schönfeld, einem Vetter von
uns, in der hiesigen Gegend auf, Heinrich ist in Dreßden, wo er die Redaction einer sehr
interessanten Zeitschrift, Phöbus genannt, übernommen hatt. Leopold ist so glücklich
gewesen, schon wieder angestellt zu seyn, u. zwar commandirt er eine von den 4 Compagnien
Garde, die in Königsberg formiert worden sind. Julchen ist bei Stojentins
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