Ferdinand
Heitmüller, Aus dem Goethehause. Briefe Friedr.
Wilh. Riemers an die Familie Frommann in Jena 1803-1824 (Stuttgart: Cotta 1892), 114
Friedrich Wilhelm Riemer an Familie Frommann, Weimar, 9. 3. 1808
G. ist wohl u. hat heute wieder Damenbesuch. Gegen Ende dieses Monats hoffen wir auf
einige Tage in Jena zu seyn. Es scheint dem Schloßbau oder vielmehr der Reparatur
desselben zu gelten. Doch verbinden wir immer Neigungen mit unsern Pflichten, und so sind
die Morgen dem Geschäft, die Abende Ihnen gewidmet.
Der
zerbrochne Krug wurde sehr gut, auch dem Costume nach gegeben und gefiel im Ganzen, ob es
gleich zu lang däuchte. Nur einige armselige Patrone unterstanden sich beym Schluß als
applaudirt wurde zu pochen. Alle Schauspieler hatten sich die größte Mühe gegeben, u.
wie ungerecht, ja bestialisch nicht dem Spiel wenigstens Gerechtigkeit widerfahren zu
lassen!
Heute erhalten Sie nur eine
Zeitschrift. Das nächste mal aber mehr. Doch bitte ich um baldige Expedition, so wie ich
auch an Pandora erinnre, nach der große Nachfrage hier ist. Bei unserer Anwesenheit steht
Ihnen noch ein schöner Anblick bevor, von dem Sie bald öffentlich lesen werden. Heute
ist er mir versprochen worden. Dann das Nähere, aber auch nur andeutungs u. ahndevoll.
Sonnabend ist Wilhelm Tell.
Dann sollen die Wallensteine, Macbeth, Othello &c. folgen. Haide ist wieder engagirt.
Dann hoffen wir Sie doch mitunter hier zu sehen.
Für heute ist mein Vorrath
erschöpft, aber nicht freundliche Grüße und Empfehlungen von unserm ganzen Hause und
mir, deren Sie nicht genug erhalten können. Leben Sie wohl und lassen bald von sich
hören
Weimar d.
9. März 1808. |
Ihr |
F. W. Riemer. |
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