Ferdinand Heitmüller, Aus dem Goethehause. Briefe Friedr. Wilh. Riemers an
die Familie Frommann in Jena 1803-1824 (Stuttgart: Cotta 1892), 112f.
Friedrich Wilhelm Riemer an Familie Frommann, Weimar, 16. 2. 1808
Weimar d. 16. Februar 1808.
Morgen wird Agnes Sorell, eine neue Oper zum erstenmal gegeben, u. wie ich höre
auf den Sonnabend wiederhohlt. Morgen über 8 Tage soll der zerbrochene <113:> Krug
seyn, wenns möglich ist. Es kommt bey der jetzigen Witterung immer ein Hinderniß
zwischen die wöchentl. Anordnungen und man kann für nichts stehn.
G. ist zwar nicht krank, aber
unter uns nicht des besten Humors. Er hält sich immer noch auf seiner Stube. Nur
heute scheint er eine Ausnahme zu machen, da Knebel mit uns speisen soll.
Sonach habe ich wegen Ihres
Abtretens nicht erst anfragen wollen, überzeugt daß er es zwar gern annehmen würde,
aber ich kenne Ihre Discretion.
Gestern ist Wanda, auf des
Herzogs Verlangen gegeben worden, bey sehr vollem Hause. Der Gothaische Hof war auch
zugegen, und das Stück wurde gewiß eben so gut, vielleicht noch besser als das erstemal
executirt. Schade daß die Häßler krank war auch die Becker. So waren leider nur zwey
Mädchen, und Mamsell Jagemann sang hinter der Coulisse. Dieß abgerechnet ging alles sehr
gut, u. weil es phantastisch u. dunkel ist, d. h. dunkle Empfindungen aufregt, so
kann es noch oft gegeben werden u. wird immer Zuschauer finden. Die Rede der Libussa ist
nunmehr ein einziges Sonett.
Werner wird sehr fêtirt, und
von der Seite wird er wohl nichts zu desideriren haben. Aber in Einem Puncte kann ihm
nicht genug geschehen, ob er gleich die Gelegenheiten kennt. Deswegen wird er nun wohl
bald abgehen, vorher aber doch noch seine Gemeine in Jena als ächter Bischoff besuchen.
Soviel für heute. Morgen
mündlich me[hr.] Grüßen Sie schönstens Ihre Frauen u. Lebe[n wohl.]
Ihr
F. W. Riemer.
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