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[ DOKUMENTE UND ZEUGNISSE ]

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Rudolf Hauser, Zur Geschichte der Wiener Zeitschrift „Prometheus“ (1808), in: Euphorion 30 (1929), 308-328; darin: 324f.

Leo v. Seckendorf an Johann Friedrich Cotta (Entwurf), Wien 1808


7. Mit der Zensur bin ich noch ziemlich gut weggekommen. Sie ist im Grunde viel liberaler als sie den Ruf hat. Mit gehöriger Rücksicht, besonders was Religion und gute Sitten betrifft, getraue ich mir, alle Manuskripte durchzubringen, kleine Veränderungen behält sich jeder Redakteur vor. Wenn die Manuskripte hier zensiert sind, so steht dem Debit gar nichts entgegen, dieser würde aber bei auswärtigem Druck immer erschwert bleiben. Ebenso würde ich aber auch die billige Rücksicht beobachten, nichts aufzunehmen, was Sie, als Untertan des rheinischen Bundes kompromittieren könnte. Auch vom Gouvernement, wenigstens von einigen Erzherzogen darf ich mir Unterstützung versprechen, es sind überhaupt manche wackere und bedeutende Männer, die sich für dieses Unternehmen interessieren werden. <325:>
8. Der bisherige Absatz läßt sich, da Geistinger nicht ordentlich Buch hält, nicht berechnen. Er behauptete, nur 250 abzusetzen, allein ich habe ihm schon Unrichtigkeiten in der Berechnung nachgewiesen, und da er immer noch Lust hatte, das Journal fortzusetzen, und mich bloß ums Honorar prellen wollte, so muß er die Spekulation nicht für mißraten halten. Übrigens ist nur er an dem schlechten Absatz schuld. Er hat nie ordentlich abgeliefert, nie eine Anzeige in die Zeitungen gesetzt, die Hefte erst 14 Tage liegen lassen, ehe er sie broschieren ließ, und noch solange, ehe er sie nach Leipzig schickte. Da konnte es nicht gedeihen.
9. Die Vereinigung mit dem Phoebus ist mir nicht unangenehm, – ich habe sie mit dessen Redaktoren vor Entstehung desselben gewünscht. Es ist aber wahr, daß jene Herren mich mit Hoffnungen getäuscht und durch den von mir erhaltenen Plan des Prometheus erst auf die Idee gekommen sind, den Phoebus herauszugeben. Ich weiß, daß sie damit nicht fortfahren können, ob sie gleich neuerlich erst angekündigt haben, daß er bei Walther in Dresden mit neuer Kraft fortgesetzt werde. Sie haben bei weitem nicht die Unterstützung und Konnexionen wie ich, der Beweis ist, daß sich ihre Mitarbeiter erboten haben, um ein geringeres Honorar für … [Hier bricht das Fragment, mitten in der Zeile, ab.]


H: Archiv Max Frhr. v. Seckendorff, Wonfurt/Unterfranken (1929)

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Letzte Aktualisierung 22-Jan-2003
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