Gottschalk
Eduard Guhrauer (Hrsg.), Briefwechsel zwischen Goethe und Knebel (1774-1832), 2
Bde. (Leipzig: Brockhaus 1851), Bd. 1, 325f.
Karl Ludwig v. Knebel an Johann Wolfgang v. Goethe, Jena,
3. 5. 1808
Jena den 3. Mai 1808.
Da wir Dir eben noch für Deinen so werthen und
lieben Besuch zu danken haben, so kommen wir doch schon mit einer kleinen Nachbitte und
diese ist: ob Du uns den Prometheus auf etliche Tage zuschicken möchtest um aus
ihm Deine Pandora zu fischen. Freunde sind dabei interessirt, die sie noch nicht kennen
und im voraus großen Antheil daran nehmen.
Auch wollte ich bei dieser
Gelegenheit das Steinbockshorn erinnern, das wir noch bezahlen müssen und 25 Fl. kosten
soll. <326:>
So sehr wir Dir Glück zu
Deiner Reise und zu Deinem Aufenthalte im Karlsbade wünschen, so sind wir doch etwas
neidisch auf diese Hippokrene, die uns Deine Gegenwart so lange entziehen wird. Du
gehörst nun einmal zu unserm Schicksal, und da uns die Fäden desselben immer
schmaler und kürzer werden, so können wir eine so wohlnährende Wurzel nicht lange
entbehren. Doch es erhalte sich nur Dein göttlicher nonV, so
wird er doch auch immer noch zu unsrer Erhaltung beitragen.
Die
falschen Götzlein, die sich jetzt selbst errichten wollen, und um die doch der Pöbel
gafft, sind mir gewaltig zuwider, und ich wollte, daß in ihrem Betracht eine herbere
Disciplin eingeführt würde.
Das neuste Stück vom
Phöbus, das ich eben erhalten, ist ein Wunder von Abgeschmacktheit, Geschmacklosigkeit
und Pretension.
Doch damit will ich Dich eben
nicht unterhalten. Lebe recht wohl, und gedenke unter und auf den Böhmischen Granitfelsen
zuweilen unser.
K.
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