Johann
Wolfgang v. Goethe, Werke, hrsg. im Auftrage der
Großherzogin Sophie v. Sachsen, 133 Bde. (Weimar: Böhlau 1887-1918), IV. Abt.
(Briefe), Bd. 20 (1896), 13f.
Johann Wolfgang v. Goethe an Heinrich Karl Abraham Eichstädt, Weimar,
1. 2. 1808
Weimar den 1. Februar 1808.
Indem ich Ew. Wohlgebornen den
Delbrückischen Brief zurücksende, danke ich für die gefällige Vorsorge, die Sie wegen
Recension meiner Werke hegen wollen. Was mich betrifft, so habe ich diese Arbeiten
dergestalt von meinem Herzen abgelöst, daß ich sie gern der Welt und Nachwelt zu
beliebiger Lust und Unlust überlasse ohne weiter daran oder darüber zu denken.
Delbrücks Äußerungen sind mir sehr schätzbar. Adam Müller wird
wohl den ganzen Vorrath seiner Thätigkeit brauchen, um die Sonnenpferde zu füttern. Und
überhaupt dünkt mich, zusammengedruckte Werke eines Autors wird niemand leicht gut
recensiren, als wer sich mit den einzelnen früher schon befreundet hat, versteht sich von
Zeitgenossen: denn die Zukünftigen, die alles schon fertig und zusammengebunden
antreffen, haben wieder eine eigne Art von Ansichten. Damit wäre also noch nichts gethan
was Sie wünschen. Ich motivire auch eigentlich nur meine Unfähigkeit zu dem löblichen
Zweck irgend etwas beyzutragen. Noch nie bin ich gedrängter gewesen als jetzt, mich durch
das was mir vorliegt durchzuarbeiten. Noch nie war ich weniger gestimmt rückwärts zu
sehen.
Zu den Siegeln werden schöne
Kapseln verfertigt. Das große akademische nimmt sich wirklich recht mann- <14:>
haft aus und wird sich zu dem prächtigen Pergament und zu Ihren freundlichen Worten recht
anständig gesellen. Leben Sie recht wohl und gedenken mein.
Goethe.
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