Ludwig Geiger,
Aus Alt-Weimar. Mitteilungen von Zeitgenossen
(Berlin: Paetel 1897), 171
Otto August Rühle v. Lilienstern an Karl Bertuch,
Dresden, 17. 9. 1807
- Dresden, 17.
September 1807.
-
Die Sorge, ein neues Quartier zu finden, da wir den Militärgesetzen
zufolge und auch meinen Wünschen gemäß in der Altstadt
wohnen sollen, die neue Einrichtung überhaupt, die Ankunft
meiner beiden Freunde Kleist und Pfuel und die Noth- <171:>
wendigkeit, in der ich mich befinde, mich mit ungewöhnlichem
Eifer auf die französische Sprache zu werfen, absorbiren
meine Zeit so, daß sie auf den Flügeln des Sturmwindes
unaufhaltsam davoneilt
Nachrichten aus Memel zufolge ist
der Brief wegen meines Abschieds dort angelangt,\1\
und ich erwarte die Dinge, welche da kommen sollen. Der
Herzog hat mir den Majorscharakter zugestanden. Mein Buch\2\
ist in Memel im ganzen gut aufgenommen worden. Der König
selbst hat es gelesen. Man sagt, der russische
Kaiser habe sich, wegen einiger Auftritte, die er mit
dem Senat und dem Adel gehabt, nach Wilna zur Armee begeben.
Noch
habe ich die Zeiten von Voß\3\ nicht
gelesen. Übrigens lasse ich mich durchaus auf keinen Federkrieg
ein.
\1\ Der Abschied
war am 3. September 1807 ertheilt worden.
\2\ Gemeint ist:
Bericht eines Augenzeugen von dem Feldzuge
1806
(langer Titel), der R. v. L. in vielfache literarische
Schwierigkeiten verwickelte.
\3\ Eine Zeitschrift
von C. V. Voß (seit 1808 Prof. in Halle) u. d. T.:
Die Zeiten oder Archiv für die neueste Staatengeschichte
und Politik. Sechs Jahrgänge. Weimar 1805-10.
|