Friedrich
de la Motte Fouqué, An Heinrich von Kleist, in: Karl
v. Holtei (Hrsg.), Blumen auf das Grab der Schauspielerin
Luise v. Holtei geborene Rogée (Berlin: Vereins-Buchhandlung
1825), 84
- An
Heinrich von Kleist.
- Heinrich,
mein tönender Freund! du tönend noch, ob im Jenseit
Dunkel verlor sich die Spur deiner cometischen Bahn,
Du, dem so Vieles auf Erden gebrach, und mislang, und
dir fehlschlug,
Hättest das Eine du nur, glühender Sänger, erschaut:
Käthchen, dein Lieblingskind, im Hollundergebüsch süß
träumend,
Wie aus jungfräulichem Geist jene holdselige Frau,
Die wir beweinen jetzt, sie hervorrief: Lächeln und Thränen
Weckend dem tieferen Sinn; Heinrich, du Sängergemüth,
Wie du verdientest ihn auch, selbst dich vergessend im
Bild!
Aber so Vieles, o Freund, ist klar dir geworden
erst Jenseit!
Finde das Käthchen auch jetzt unter Palmengezweig.
Wir wir singen hienieden, wie in den Hollundergesträuchen
Zeisig zwitschert. Auch das kündet ja ewigen Mai!
L. M. Fouqué.
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