Friedrich de la
Motte Fouqué, Abschied von Heinrich von Kleist, in: Erholungen. Ein
thüringisches Unterhaltungsblatt für Gebildete, 1. 1. 1812, Nr. 1, 3
Abschied
von Heinrich von Kleist\1\
Zu gleicher Zeit der ersten Waffen froh
An Rheines Ufern, zwischen Kriegsgewittern
Und blühnder Rebenlauben Herrlichkeit,
In gleichen Tanzgewinden jünglingshell,
Aufglühnd in gleicher Dichterlust, mein Heinrich,
So standen wir, nun fest im Männerbund
Die treue Hand uns drückend, unsre Lieder
Einander, goldnen Wechselpfeilen gleich,
Entgegen sendend in die freudge Brust.
Nun kommt nach neuen Klängen sah ich aus
Nun kommt von Dir herüber Todesklang!
Und wie oft belebend süße Zähren
Ins Auge mir gelockt, rufst Du den Quell,
Den bittern, schmerzlichen des Scheidens auf.
Gut Nacht! Und Gottes treue Huld mit Dir!
Die Sängerkrone muß Dir Deutschland flechten,
Die Deinem Hügel ziemt. Den Kriegergruß,
Der sonst mit dreimal ernstem Waffendonner
Versuchter Kämpfer edle Ruhstatt ehrt,
Den nimm von mir. Ich trockne mir das Auge,
Mit Männerernst hin tret ich an die Gruft,
Und rufe dreimal: Feuer! wie ein Kriegsmann,
Wo Du, mit Deinen kühnen Heldenbildern,
Du edles Feuer in die Erde sankst.
Fahr wohl, Du mein Genoß in Kampf und Lied!
Friedrich Baron de la Motte Fouqué.
\1\ Es sey für diejenigen hier bemerkt, die noch keine
Kunde davon haben: Heinrich von Kleist, dieser originell-kühne, feurige, deutsche
Genius, hat am 21sten November 1811 diese Welt verlassen. Indem wir die Motive zu seinem
Tode, wie die Art desselben, als noch nicht genugsam erörterten Gegenstand, übergehen,
weisen wir auf die ausgezeichnetern Productionen seines Geistes hin; wozu wir (als uns
bekannt) seinen zerbrochenen Krug, Kätchen von Heilbronn und
die Erzählungen in 2 Bänden zählen.
d. Redact.
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