Paul Czygan, Ein neuer Fund aus Heinrich von Kleists Königsberger
Zeit, in: Sonntags-Beilage Nr. 36 zur National-Zeitung,
4. 9. 1904, Nr. 521
Karl August v. Hardenberg an Hans Jakob v. Auerswald,
Tempelberg, 18. 8. 1806
Der von Ewr. Hochwohlgeboren nach
meinen Wünschen bei der dortigen Kammer zu seiner Ausbildung
bisher beschäftigte Lieutenant außer Diensten Heinrich von
Kleist, hat mir angezeigt, daß er durch ein chronisches
Uebel verhindert sey, sich den Geschäften zu wiedmen, und
daß er nur von einer gänzlichen Dispensation von Geschäften
auf einige Zeit und einem Aufenthalt auf dem Lande, die
Wiederherstellung seiner Gesundheit hoffen dürfe. In der
Voraussetzung der Richtigkeit seiner Angabe, habe ich ihm
den nachgesuchten 6. monatlichen Urlaub ertheilt, ihm
aber auch zugleich bemerklich gemacht, wie wichtig es für
ihn sey, daß er zur Vollendung seiner Ausbildung nichts
versäume, und nicht ohne die dringendste Noth von jener
Urlaubs Bewilligung Gebrauch mache, sondern diesen Urlaub,
so weit es seine Gesundheits Umstände verstatteten, abkürze,
um sich sodann binnen wenigen Monaten noch die zu seiner
Prüfung erforderliche Qualification zu verschaffen. Indem
ich Ewr: Hochwohlgeboren hievon ganz ergebenst benachrichtige,
danke ich Ihnen zugleich verbindlichst für die Sorgfalt,
womit Sie für die Ausbildung des p. von Kleist bisher
Sorge getragen haben. Er selbst erkennt solches mit schuldigem
Dank, und ich hoffe daher um so mehr, daß er sich bei wieder
erlangter Gesundheit dem Königlichen Dienst mit aller Anstrengung
wiedmen und sich Ihrer ferneren Fürsorge werth machen werde,
der ich ihn bestens empfehle und diese Gelegenheit mit Vergnügen
benutze, Ew. Hochwohlgeboren meiner ganz vorzüglichen Hochachtung
zu versichern.
Tempelberg,
den 18ten August 1806.
Hardenberg.
An
den Geheimen Oberfinanz Rath
und Kammer Präsidenten Herrn
von Auerswald Hochwohlgeboren
zu Königsberg in Preußen.
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