|
Arno Barnert in
Zusammenarbeit mit Roland Reuß und Peter Staengle, Polizei –
Theater – Zensur. Quellen zu Heinrich von Kleists „Berliner
Abendblättern“, in: BKB 11 (1997), 29-353; darin: 259
Ludwig Matthias Nathanael Gottlieb Brauchitsch an Karl Justus Gruner, Berlin,
26. 11. 1810
 <47r>
Ew Hochwohlgebohren
sage ich den ergebensten Dank, für die mir gefälligst mitgetheilte Nachricht von zu
befürchtender Unruhe im Schauspielhause. Ich werde sogleich Sr Excellenz dem
Hwgeb. Gouverneur Anzeige hiervon machen und dem Hwgeb. Obrist Jordan davon
benachrichtigen. Es ist schwer auf ein bloßes Gerücht Anordnungen zu
treffen; da dieses doch leicht falsch sein kann! Die Herrn Officiere kennen die
Befehle und werden sie gewiß nicht übertreten, wenn man sie nicht durch eine
unanständige Behandlung dazu reizt. Hat eine solche unrichtige Behandlung in den
vergangenen Tagen statt gefunden, so wäre es am sichersten gewesen, wenn diese
Mißverständniße dem Gouvernement früher angezeigt und applanirt worden wären,
bevor der Vorsatz zur SelbstRache zur Reife kommen konnte.
Brauchitsch
Berlin den 26tn
9br 10
H: GStA-PK, Sign.: HA I, Rep. 77, Tit. 420, Nr. 2, Bd. 1, Bl. 47
|
