Otto
Brahm, Heinrich v. Kleist (Berlin: Fontane 1884), 329
Mitteilung von Hedwig v. Olfers
Gern las er seine Werke den Freunden vor, und Frau von Olfers, die Tochter Stägemanns,
erinnert sich noch, Penthesilea und den Prinzen von Homburg von
ihm gehört zu haben: er begann meist zaghaft, fast stotternd, und erst allmählig ward
sein Vortrag freier und feuriger. Aus der allerletzten Zeit Kleists
erzählt Frau von Olfers, daß er, am Tage vor seinem Tode, bei ihrer Mutter eingetreten
sei, und daß die leidende Frau ihm entgegengerufen habe: Verzeihung, lieber Kleist,
aber ich kann Sie jetzt nicht empfangen, worauf er, ohne etwas zu sagen,
das Zimmer wieder verlassen habe; als dann am nächsten Tage die Katastrophe eintrat, hat
die Freundin sich selbst bittere Vorwürfe gemacht, weil ein Aussprechen mit ihr
vielleicht doch das Aeußerste verhindert hätte.
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