Jakob
Baxa, Adam Müller. Ein Lebensbild aus den
Befreiungskriegen und aus der deutschen Restauration (Jena: Fischer 1930), 158
Adam Müller an Otto August Rühle v. Lilienstern, Berlin, nach
27. 10. 1810
Mein liebster Rühl!
Gleich nach Empfang Deines Schreibens setzte ich mich an die Ausarbeitung eines Briefes
über den Zustand von Preußen, der indeß unvollendet geblieben ist weil ich vom
Staatskanzler den Auftrag erhielt, die neuen Finanzmaaßregeln
zu vertheidigen. Ich sende Dir das Fragment, um Dich nicht auf eine unbestimmte Zeit hin
warten zu lassen. Willst Du die Charakteristik des Königs und seiner Lage auf der 3ten
Seite oben, etwa mit der Aufschrift
Warum hat man Preußen in den
letzten 20 Jahren
alles politische System
abgesprochen?
drucken lassen, so thue es,
jedoch nicht unter meinem Nahmen. Die 4 beiliegenden politischen und agronomischen
Fragmente unter meinem Nahmen. Noch lege ich Dir die 10 ersten Bogen meines Buchs über
Friedrich bey, worin Du vielleicht manches findest, was sich als Probe mittheilen ließe,
und als Fragment größeren Effect machte als im Buche selbst. Es wird jetzt Hals über
Kopf daran gedruckt und die übrigen Aushängebogen sollst Du in 14 Tagen erhalten.
Nimm mit diesem Fezzen
vorlieb bis ich wieder frey bin. Da der Kanzler seine Maaßregeln auch im Auslande
vertheidigt wünscht, so habe ich gleich an die Pallas gedacht, und wenn es Dir recht ist
so schlagen wir dort ein kritisches Feldlager auf was zugleich zur Observation der
Österreichischen Verfassung in Credit und Steuer-Angelegenheiten dienen kann.
Kleist
giebt mit ungemeinem Glück Berlinische Abendblätter heraus, hat schon viel Geld
verdient, fängt aber schon wieder an sein sehr großes Publikum zum Bizarren und
Ungeheuren umbilden zu wollen, was schwerlich gelingen wird. Der Ps., wenn Du es
liest, bin ich, der Deinige.
Adam Müller
Finanzmaaßregeln] Baxa,
Lebenszeugnisse I 580, hat Finanzmaßregeln
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