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Die Kafka-Konferenz auf Schloß Liblice, die im Jahre 1963 stattfand, war eine der geistigen Voraussetzungen jenes Aufbruchs, der fünf Jahre später in den Prager Frühling einmündete. Das Spannungsfeld dieser beiden Daten soll in einer Tagung ausgemessen werden, die sich dem Verhältnis Kafkas zur Macht widmet. Uns interessiert, ob und wie die verschiedenen Blickwinkel von Politikern, Historikern, Philosophen und Philologen auf diesen Zusammenhang miteinander in Beziehung stehen. Hat Kafka, der »größte Experte der Macht« (Elias Canetti), tatsächlich als Kristallisationspunkt einer gegen die autoritären Regimes sich formierenden Bewegung gedient? Und wenn ja, welche konkreten Auswirkungen hatte dieser Rückbezug? Inwiefern rebellieren Kafkas Texte in sich gegen Repression, und hat seine Analyse der Machtverhältnisse auch nach dem Zusammenbruch der totalitären Systeme noch Gültigkeit? Gibt es so etwas wie eine Grammatik der Macht, gegen die Kafkas Werk anschreibt? Die Tagung ist eine gemeinsame Veranstaltung des Instituts für Textkritik Heidelberg und des Ústav pro soudobé dějiny, Praha. Dieses Projekt findet im Rahmen von Zipp – deutsch-tschechische Kulturprojekte statt, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes. Mit freundlicher Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds.
Der Tagungsort Schloß Liblice liegt ca. eine Autostunde von Prag entfernt. Ein Shuttle-Service zwischen Prag und Liblice wird eingerichtet. Da die Platzkapazitäten auf dem Schloß begrenzt sind, ist eine Anmeldung zur Tagung erfolderlich, entweder per e-mail (liblice@textkritik.de) oder telefonisch (+49 6221 54 32 06). Mit der Anmeldebestätigung senden wir Ihnen alle erforderlichen Tagungsinformationen zu. Ein Tagungsbeitrag wird nicht erhoben.
Die Beiträge verteilen sich auf drei Blöcke. Im ersten werden Zeitzeugen zu Wort kommen, die gewissermaßen aus erster Hand über die Geschichte und die Bedeutung der 63er Konferenz von Liblice berichten werden. Im zweiten Block, einem literaturwissenschaftlich-philosophischen, wird der Frage gefolgt werden, warum gerade an Kafkas Werk sich die Frage der Macht stellte und stellt. Worin liegt das Subversive der Kafkaschen Texte? Der dritte Teil der Beiträge wird schließlich versuchen, aus historiographischer Perspektive die Nachwirkung der Konferenz von 1963 zu analysieren.
20:00 Uhr Zur Einführung in die Thematik der Tagung: Lesung von Kafka-Texten auf Tschechisch und Deutsch
1. Zeitgenossenschaft aus der Innen- und Außenperspektive (Moderator: Oldřich Tůma) 9:00 Uhr Offizielle Begrüßung 9:15-10:15 Uhr Alexej Kusák: Was wir alles mit Kafka erlebt haben 10:15-11:15 Uhr Kurt Krolop: Erinnerungen und Reflexionen 11:15-12:15 Uhr Alena Wagnerová: Kafka und die Macht - ein Thema mit Variationen unter Einbeziehung eigener Erfahrung: Die Macht des Werkes, die Macht der Interpreten als männliche Macht in der Zeit der Teilung Europas, die Ohnmacht des(r) Leser(s)In, Franz Kafka ein schreibender Mensch, das Werk als Befreiung 12:15-13:15 Uhr KD Wolff: Der Prager Frühling, der SDS, und die westdeutsche Studentenbewegung 13:15-14:30 Uhr Mittagspause
2. Literaturwissenschaftliche und philosophische Aspekte (I) (Moderator: Roland Reuß) 14:30-15:30 Uhr Klaus Theweleit: Der Gesang der Josefine 15:30-16:30 Uhr Veronika Tuckerova: Kafka – ein säkularer Prophet? Debatten über Politik und Interpretation in den sechziger Jahren 16:30-17:30 Uhr Ulrike Draesner: Der Unfall 17:30-18:30 Peter Staengle: Adornos »Aufzeichnungen zu Kafka« 18:30-20:00 Empfang
3. Podiumsdiskussion (Moderator: KD Wolff) 20:00-22:00 Uhr Jiří Gruša, Anson Rabinbach, Oldřich Tůma, Alena Wagnerová, Klaus Theweleit, Alexej Kusák
4. Literaturwissenschaftliche und philosophische Aspekte (II) (Moderator: Peter Staengle) 10:00-11:00 Uhr Michael Rohrwasser: Die Verhaftung im Morgengrauen. Literarische Fortschreibungen von Kafkas »Der Process« 11:00-12:00 Uhr Roland Reuß: Machtworte, Machtschriften
5. Liblice aus historiographischer Perspektive (I) (Moderatorin: Alena Wagnerová) 12:00-13:00 Uhr Oldřich Tůma: Liblice 63, Kafka und 68 13:00-14:00 Uhr Mittagspause 14:00-15:00 Uhr Jiří Pernes: Die Liblice-Konferenz, die Kultur und die Partei
6. Liblice aus historiographischer Perspektive (II) (Moderator: Jiří Pernes) 15:00-16:00 Uhr Anson Rabinbach: Die Rehabilitierung des Genossen Kafka 16:00-17:00 Uhr Ondřej Sládek: Zwischen Literatur und Politik. Franz Kafka im Schnittpunkt der Interpretationen 17:00-18:00 Uhr Jürgen Danyel: Liblice 1963 und die Folgen. Kafka als Chiffre für einen anderen Sozialismus?
Abychom Vám usnadnili cestu do Liblic, zajistili jsme po oba konferenční dny
bezplatnou autobusovou dopravu. Autobus v Praze odjíždí z následujícího místa
(prosíme přijďte přesně):
Kontaktperson vor Ort / Na místě bude čekat: Barbora Cermaková, ÚSD, mob.: +420 737 774 538
24.10. (Fr./pa) Liblice - Sokolská 31, Prag/Praha 2, Abfahrt 20.30 Liblice - Sokolská 31, Prag/Praha 2, Abfahrt 22.30
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