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Umschlag Alles hätte anders kommen sollen. Als wir über Aktivitäten zur Jubiläumsfeier des im Herbst 1994 gegründeten Instituts für Textkritik nachdachten, hatten wir den Wunsch, den Jahrestag mit Veranstaltungen an den beiden Orten, die mit der Gründung des Instituts eng verbunden sind, Heidelberg und Basel, zu feiern. Auch Gedanken an Rhodt unter der Rietburg, Gimmeldingen und Forst (alle an der pfälzischen Weinstraße gelegen) kamen auf, Orte an denen Vereinstreffen stattgefunden hatten. Dann kam zunächst die Insolvenz des Stroemfeld Verlags dazwischen, in dem diese Zeitschrift begründet und fast alle Aktivitäten des Vereins publiziert worden waren. Dieses Unglück – und es ist ein großes Unglück, wenn ein solcher Verlag die Akten schließen muß – machte anderes, mehr improvisierendes Handeln notwendig, und die Agenda kam gehörig durcheinander. Vor allem mußte sichergestellt werden, daß die verschiedenen Editionen, die unter dem Dach des Stroemfeld Verlags entstanden und noch nicht abgeschlossen waren (die Kafka-, die Robert Walser-Ausgabe etwa), die Reihe editionTEXT und auch diese Zeitschrift (auch sie gibt es seit 1994) fortgeführt werden konnten. Es grenzt für mich an ein Wunder, daß es – trotz aller Schwierigkeiten – schließlich gelang, diese Initiativen zu sichern und auf Dauer zu stellen. Ohne die kommunikative Intelligenz vor allem von KD Wolff, Vittorio Klostermann und Thedel v. Wallmoden wäre das nicht gelungen, und ich bin allen außerordentlich dankbar, daß sie geholfen haben, diese energiezehrende Phase in der Geschichte unseres Vereins glücklich hinter uns zu lassen. Die Planungen für ein Kolloquium im Frühjahr 2020 wurden dann aus denselben pandemischen Gründen fallengelassen, die mehr oder weniger auch alle anderen wissenschaftlichen und kulturellen Veranstaltungen im konkreten öffentlichen Raum unmöglich machten. Die Phantasie konzentrierte sich, um den Geist nicht sinken zu lassen, auf die verschiedenen laufenden Publikationsvorhaben und, im Zusammenhang unseres Institutsjubiläums, insbesondere auf die Herstellung dieser Zeitschrift, die mir zwischendrin – Kafka kam mir wirklich oft in den Sinn – erschien wie die Fahne des Robinson auf seiner einsamen Insel (das Meer war die „anreizorientrierte“ öffentliche Universitäts- und Forschungsszenerie mit ihrer strukturellen Förderung extrinsischer Interessenlagen). Ich bin froh, daß sie jetzt endlich, in neuem Gewand und anderem Verlagskontext, aber unter hoffentlich gleichbleibender Geisteinwirkung wieder erscheinen kann. Sie soll im Dienste einer Selbstverständigung der philologischen Disziplin das freie Nachdenken und dann auch größere publizistische Initiativen ermuntern, die eigensinnig die geisteswissenschaftliche Ausrichtung verteidigen, die sich nunmehr durch zwei Millenien hindurchgehalten hat und sich nicht einfach nur unter das Joch der fashionablen Rubrik „humanities“ (egal mit welchem schmückenden Beiwort) spannen läßt. Roland Reuß / Vorwort Korrekturfahne Karl Kraus Inhalt
Roland Reuß Zum Jubiläum: 25 Jahre Institut für Textkritik (1994–2019) 1
Wolfram Groddeck Fünf Jahrzehnte Editionsphilologie. Erinnerungen aus Forschung und Lehre 2–8
Maximilian Kramer „Man müßt’s sehn“ – Probleme der „Woyzeck“-Philologie 9–27
Luca Klopfer Fassung oder Fehler? Ein textkritisches Problem in Shakespeares „Henry IV“, part 1 28–34
Gunter Martens … aber bitte mit Kommentar. Tendenzen der neu erschienenen Editionen der Dichtungen Paul Celans 35–51
Isabel Langkabel Karl Kraus und das Berliner Tageblatt: „Beleidigungen dürfen auf der Stelle erwidert werden“. Ein Text aus dem Nachlaß 53–127
Johannes Knüchel „Geschriebenes … verloren“. Karl Kraus’ Gestaltungsprozeß von Seite 1 der „Fackel“ Nr.374/375 129–141
Christian Großmann Einleitung zu einer Probeedition von Johann Wilhelm Ritters „Viertem Diarium“ 143–153
Peter Staengle „Vielleicht erstehe ich posthum“. Zur Edition der Korrespondenz von und an Salomo Friedlaender/Mynona 154–155
Pascal Pakos Zur Edition des Briefwechsels zwischen Hermann Bahr und Arthur Schnitzler 156–158
Marit Müller Textkritik an Klopstocks Oden. Zu den Apparatbänden der Hamburger Ausgabe 159–169
Karl Kraus-Edition, Aufgeschlagene Doppelseite
Fadenheftung, sehr flexibler Leim Erschienen im Oktober 2020 im Wallstein Verlag
TEXTkritische Beiträge 16 (2020) Hrsg. v. Roland Reuß & Wolfram Groddeck 168 S., broschiert, fadengeheftet
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