Briefwechsel

243.

Wenn Sie nicht in gewissen Beziehungen ein verstockter und unheilbarer Sünder wären, so würden Sie Ihre tägliche Communication mit mir wenigstens dazu benutzen, sich, da ein vergeblicher Gang Ihnen ein so ungeheures Uebel zu seyn scheint, zuweilen bei mir anzumelden, mich zu befragen, ob und wann Sie mich sehen könnten. Nicht nur zu meinem wahren Kummer, sondern zu Ihrem eigenen größten Nachtheil können Sie sich nicht einmal zu dieser harmlosen Maßregel entschließen. Sie verfahren, als wenn Sie im Stillen der Feind Ihrer besten Freunde und Ihr eigener wären. Ich würde Ihnen dieß nicht in so harten Worten vorwerfen, wenn es nicht zugleich so wahr und mir so schmerzhaft wäre. Ich begreife Sie nicht mehr.

Lassen Sie sich durch diese Erinnerung nicht verleiten, etwa heute, das heißt heute Freitag, denn ich schreibe dieß Donnerstag Abend, zu mir zu kommen. Gerade heute würden Sie mich schwerlich allein finden, und ich zittere, wenn Sie mich jetzt noch einmal mit Ihrem Besuch verfehlen sollten. Ich bitte mir daher ganz ausdrücklich von Ihnen aus, mich, in so fern Sie es nicht etwa bereits aufgegeben haben, des Morgens von Ihrem Vorhaben zu benachrichtigen und die Wahl einer Stunde mir zu überlassen. Bei der Last von Geschäften, Sorgen und Verhältnissen, die auf mir liegt, ist es natürlich und billig, daß Sie, der vergleichsweise freiere, dabei jüngere und beweglichere, sich nach meinen, ich sage nicht Convenienzen, sondern Möglichkeiten richten. Daß ich Sie aber in 14 Tagen nicht mit Augen sehe, das mag der liebe Gott Ihnen verzeihen. <405:>