Briefwechsel

235.

Im heutigen Beobachter finden Sie das russische Manifest. Ich war lang genug darauf vorbereitet, und dennoch erregte es mir gestern ein sonderbares Gefühl, das, was durch Monate und Jahre wie ein Schreckbild vor mir schwebte, nun in die Wirklichkeit eingeführt zu sehen. Mit diesem Tage fängt ein neuer, vermuthlich der letzte Abschnitt meines Lebens an, und finsterer als die Aussicht in die Zukunft kann das Grab kaum seyn.

Ich werde noch in den nächsten acht Tagen nicht nach Weinhaus ziehen. Es ist mir, als dürfte ich nicht, als würde in Kurzem etwas geschehen, das ich abwarten müßte; vielleicht ist aber diese Stimmung nur vorübergehend. Zum Theil hängt sie auch mit der Brustbeklemmung zusammen, und mit einer großen Scheu vor Ortsveränderungen – <397:> während eine fast fabelhafte Conspiration von Umständen mir tägliche Einladungen zu Diners zuzieht, die ich nicht ablehnen kann, und doch von ganzem Herzen verwünsche.

Den 11. Mai 1828.

Gentz.