Briefwechsel 153. Leipzig, den 27. März 1817. Da Sie sich nicht einlassen wollen über die Gegenstände, die mich bedrängen und überwältigen, ich aber einen unwiderstehlichen Zug fühle, mit Ihnen von Dingen überhaupt, sollten es auch Stiefelklappen seyn, zu reden, so bitte ich zuförderst in dem achten Heft der Staatsanzeigen (Fürst Metternich erhält zwei Exemplare) den Brief an Haller zu lesen, und die Erwähnung Ihrer in Verbindung mit christlichen Gegenständen zu verzeihen. Alles war schon gedruckt, bevor Ihr Brief durch E. einlangte. Nun aber muß ich der schrecklichen Lage des Handels erwähnen. Die allmähliche Auflösung des europäischen Geldmarktes ist unvermeidlich; die Metallbasis nimmt Abschied. Von den täglichen Bankerotten in Leipzig, Hamburg und Brody werden Sie wissen; der Commissionshandel mit englischen Waaren auf dem Continent ist zu Grund gerichtet, und nichts destoweniger ist die Masse der neu zuströmenden Waaren nur in Leipzig schon jetzt fast das Dreifache des unermeßlichen Vorraths der letzten Michaelismesse. Wie England seine Balanz gegen Asien nur auf ein Jahr noch decken will, ist schlechterdings nicht abzusehen. Um Gotteswillen, steuern Sie dem Wahnsinn, das Ding, was nicht da ist, das Silber, nach Oesterreich ziehen zu wollen, um dessen Cirkulation zu decken. Stadion hat keinen Fehler gemacht, als durch den unglücklichen Grundsatz, das, wenn auch noch so verhunzte Papier vernichten zu wollen, durch die Freigebung der Silbercirkulation und der Börse, durch die Einforderung silberner Abgaben. Doch über diese Gegenstände läßt sich nicht schreiben; wo soll man anfangen, wo aufhören? Nicht in Wien möchte ich Sie sehen, mein ersehnter Freund; aber kommen Sie nach Karlsbad und lassen Sie uns dann in dem herrlichen Muldethal in Sachsen zusammen kommen. Ich bedarf Ihrer wie noch nie. Adam Müller. |
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