Briefwechsel

150.

Den 16. December.

Ich wurde gestern gehindert, diesen Brief zur rechten Zeit zu schließen. Gestern Abend hatte ich wieder eine große Unterredung über die Handelssache, die mich von neuem überzeugt hat, daß es so steht, wie Sie hier gelesen haben. Sehr wünschenswürdig, und bei Ihrer tiefen Sachkenntniß sehr nützlich wäre es, wenn Sie die Ursachen des Verfalls und der Noth, worüber die gewerbetreibende Klasse klagt, und zwar sowohl die, für welche die Regierungen verantwortlich sind, oder worauf sie wirken können, als die, für welche sie nicht verantwortlich sind, und auf welche sie nicht wirken können, in gedrängter Vollständigkeit aufzählen wollten. Eine solche Arbeit, wenn ich sie gleich nach den Feiertagen habhaft werden könnte, würde mir große Dienste leisten.

Gestern ist von Berlin die betrübte Nachricht vom Tode des ehrwürdigen Stolberg eingegangen. Wir schmeicheln uns noch einigermaßen, daß sie falsch ist, weil wir nicht begreifen, wie sein Sohn, der gerade <230:> vorgestern mit seiner Frau hier angekommen war, eine solche Trauerpost nicht auf direktem Wege früher erhalten haben sollte.

Schaffen Sie mir doch – und zwar sogleich – die Schrift: „Wie Stolberg ein Unfreier geworden,“ womit der alte Voß sich noch zu guter Letzt an diesem großen Manne versündiget hat. Adieu!

Gentz. <231:>