Briefwechsel 1810. 105. Berlin, den 22. Februar 1810. Es eröffnet sich mir eine Gelegenheit, Ihnen, mein Freund, zu schreiben, und zu danken für die weisen und ermunternden Briefe, die ich von Ihnen erhalten habe. Ueber die noch obwaltenden Differenzen werde ich Ihnen noch näher berichten, wenn ich werde mehr Zeit haben als heut. Es ist alles Mißverständniß leicht zu lösen, zumal der Einwurf wegen meines vierten und wegen Ihres Bauernstandes, der kein Stand ist und seyn darf. Unsere Differenzen über den Charakter der brittischen Stocks sind schwerer zu beseitigen; ich führe hier den ernsthaftesten Krieg gegen die staatswirthschaftlichen Anglomanen; die Veranlassung ist meine dritte Vorlesung über Friedrich II., die so wie die erste Ihnen mitgetheilt werden soll. Ueber die brittische Landwirthschaft bleibt es unwiderruflich bei meiner Erklärung, und die Vindikation der deutschen Landwirthschaft (in ihren charakteristischen Einzelnheiten die erste der Welt) gegen Britten und Fellenberg halte ich für eine Hauptbestimmung meines Lebens. Darüber zu Ihnen noch ein Unendliches künftig. Ich freue mich, Sie in diesem höchst bedeutenden Moment in Wien zu wissen, denn ich wünsche Aufklärungen von Ihnen über das Unbegreifliche. Was Sie über das Bancozettelwesen geschrieben, brenne ich zu lesen, denn ich bin in diese Materie tiefer (praktisch) hineingerathen, als Sie denken. Leben Sie wohl, lieben Sie mich fort, mein theurer Freund, protegiren Sie mein Buch, und rechnen Sie auf meine unveränderliche Treue. A. H. Müller. <159:> |
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