Briefwechsel

101.

Teplitz, 16. August 1808.

Ich habe gestern vernommen, daß wenigstens einer Ihrer Wünsche in Erfüllung gegangen ist, und der Herzog von Weimar Sie zum Hofrath ernannt hat. Die Nachricht machte mir das lebhafteste Vergnügen, denn ich wußte, daß Sie sich darüber freuen würden. Ich habe auch dem Herzog gleich auf der Stelle so verbindlich und zärtlich gedankt, als wenn er mir selbst die größte Wohltat erzeigt hätte; und dafür bin ich hinwiederum recht belohnt worden, indem sich der Herzog über Sie auf eine Weise geäußert hat, die alle meine Erwartungen überstieg. Er will Sie, wie er sagt, durchaus nicht fahren lassen; wenn Sie es nur irgend abwarten können, will er Ihnen ein Loos bereiten, das wenigstens einigermaßen Ihrer würdig sey; von dem, was Sie seinem Sohne geleistet haben und noch leisten werden, hat er die ausgezeichnetste Idee u.s.f. Kurz, ich glaube jetzt mehr als je, daß Sie diese Verbindung als die wahre Grundlage aller Ihrer ferneren Fortschritte in der Welt betrachten müssen. Ich habe von Neuem, so unvollkommen ich auch über Ihre eigentliche Lage unterrichtet bin, viel über die verschiedenen Plane nachgedacht, die Sie von Zeit zu Zeit formirt hatten, und bin ganz überzeugt, daß sie alle untauglich, entweder unausführbar, oder Ihren wahren Bedürfnissen nicht angemessen waren. Dresden ist der Punkt, wo Sie bleiben, wo Sie Wurzel schlagen, von wo aus Sie sich weiter verbreiten müssen.

Gentz.