Briefwechsel

95.

Teplitz, 31. Mai 1808.

Von der Messe habe ich bis jetzt noch äußerst wenig; also wird alles, was Sie schicken, immer sehr willkommem seyn; ich will auch immer regelmäßig zurücksenden, und mir nur zueignen, was Sie ausdrücklich unter dieser Bestimmung schicken. Unter andern wünschte ich die drei oder vier Broschüren zu haben, welche Massenbach neuerlich herausgegeben hat, und wovon ich noch keine gesehen; ferner, Fichte’s Reden an die deutsche Nation, und wenn irgend etwas von Alexander Humboldt wirklich erschienen wäre. Die Hieroglyphen stehen ja nicht einmal im Meßcatolog [sic!].

Ich bin unendlich begierig, zu erfahren, wie die Staël Ihnen gefallen haben wird. Mich hat sie entzückt, ich sage es Ihnen gerade heraus. Eine solche Universalität und Tiefe des Geistes, mit einer solchen Leichtigkeit, Gewandtheit, Gutmüthigkeit und Grazie der Conversation habe ich in der Welt nicht gefunden. – Ich will und muß sie auch noch einmal sehen, und hier vernehmen Sie mein geheimes Projekt. Ich habe <145:> ihr eine Zusammenkunft in Pirna für den Sonnabend vorgeschlagen; ich vermuthe, sie wird sie annehmen. Schicken oder bringen Sie ihr nur sogleich den beiliegenden Brief; ich habe sie gebeten, Ihnen die Antwort noch heute Abend zukommen zu lassen, damit Sie mir Donnerstag früh den nämlichen Boten, oder einen andern, doch am besten den nämlichen, wieder herschicken können. Auf letzteres rechne ich nun in jedem Falle. Sie können der Staël wissen lassen, daß Sie im Geheimniß sind. Ich autorisire Sie auch, es Buol und Bose mitzutheilen, aber außer diesen schlechterdings Niemanden. Jenes wünsche ich, weil es möglich wäre, daß beide, oder einer von beiden, auf den glücklichen Gedanken käme, mich, von Ihnen begleitet, in Pirna sehen zu wollen. Wäre das der Fall, so würde ich Sie Sonntag, zu jeder von Ihnen anzuzeigenden Stunde, dort noch erwarten, und wir könnten vielleicht einen frohen Tag mit einander verleben.

Melden Sie mir auch hierüber Ihre bestimmten Ideen und bleiben Sie von nun an nur in fortdauernd lebendiger Verbindung mit mir.

G.

Die Reports von Maxwell sind, fürchte ich, die der Commitee zur Abstellung der Mißbräuche in den Finanzen. Wenn das der Fall ist, so schicken Sie mir sie ja nicht. Ich liebe die Mißbräuche bei den Finanzen. Wenn sie aber etwas anderes enthalten, ja, und was Sie sonst haben. Aber beherzigen Sie Pirna!