Briefwechsel 1808. 85. Prag, den 8. Januar 1808. Es lebe Ihr schöner, herrlicher Brief (ohne Datum) mit dem apostolischen Commentar über die Johanneischen Frevel! Es ist doch nichts fest in der Welt, als das wahre Herz, und auch der Geist, der die Rolle desselben am besten zu spielen weiß und das wußte jener unleugbar ist, wenn das Einige Höchste und Heiligste ihm mangelt, nichts als ein tönendes Erz und eine klingende Schelle. Sie aber sind ein Priester des lebendigen Gottes, ein ernster und sanfter, ein furchtbarer und honigsüßer Prophet! Sie sind das Sicherste, was es auf dem Erdenrunde gibt; denn in Ihnen ist durchaus nichts gemacht, kann also auch nichts zersetzt werden; durch innere Weihung wuchsen Sie selbst der Welt entgegen, und schufen sich, so wie Sie sind. Auch die besten unter uns es ist grundwahr sind nur kleine, matte Lichter gegen Ihr lebendiges Feuer. Alles was heute tauglich in mir ist die Empfänglichkeit, den Sinn allein ausgenommen, die Gott mir gab habe ich von Ihnen; das andere ist kaum eine taube Nuß werth; ich weiß auch schon gar nichts mehr davon; ich erinnere mich nur noch an das, was ich aus Ihnen schöpfte. Warum erklären Sie in Ihrem, sonst ganz Ihrer würdigen Programm, daß Sie dem Ungestüm u.s.f. entsagen wollten? Was vermochte Sie zu dieser Condescendenz? Ich hätte lieber gesehen, daß Sie es nicht gethan hätten. Doch vielleicht gab es Ursachen, die mir entgehen. Leben Sie wohl! G. <126:> |
||
Copyright by Institut für
Textkritik, Heidelberg © 2005 |
||