Briefwechsel

74.

Teplitz, den 5. Oktober.

Ich weiß, daß es Ihnen ein leichtes ist, sich einiger Stücke des Moniteur zu bemächtigen. Suchen Sie mir doch die Rede von Arnould über das Budjet zu verschaffen, und, wo möglich, auch den Bericht des Finanzministers und die sämmtlichen Verhandlungen darüber. Sie dürfen ja nur die einmal gelesenen Blätter der vorigen Wochen mit nach Hause nehmen. Ich schicke Ihnen alles getreulich wieder zurück.

Was sagen Sie denn zu dem Cometen? Stellen Sie sich mein <111:> Unglück vor. Fürs erste erfahre ich erst Sonntag Abend, daß er schon seit drei Tagen hier gesehen worden war. Ich eile ins Freie; hartnäckige Wolken bedecken den westlichen Himmel. Gestern ein ziemlich heiterer Tag; ich hoffe und harre, ich bringe eine Stunde auf dem Schloßplatz, eine zweite oben auf dem Kirchthurme zu. Von allen Seiten klärt sich der Himmel auf, nur da, wo der Comet steht, weichen die Wolken nicht. Einen einzigen Augenblick habe ich ihn scheinen gesehen; dafür wurde aber nach 10 Uhr der ganze Himmel rein. Nach meinen wenigen Datis muß er im Herkules stehen. Noch hörte ich von keiner weitern Beobachtung, außer daß ein Sattler in Dresden Estafetten nach Gotha und Berlin geschickt haben soll; man spricht gar in dem Briefe, der dieß meldet, als wenn es ein Planet wäre. – Der Himmel gebe mir nur für diesen Abend einen klaren Horizont; der Tag ist sehr schön und scheint etwas zu versprechen.

Ich erwarte mit Sehnsucht Nachricht von Ihnen, und grüße Sie herzlich.

Gentz.