Briefwechsel

58.

Teplitz, Freitag Abends.

Verzweifeln Sie doch nicht immer so schnell an den besten Planen! Wer sagt Ihnen denn, daß die Sache mit dem Journal nicht gelingen wird? Sie müssen es wagen, an Ihr Glück zu glauben. Und dann, seyen Sie fest versichert, daß, wenn Sie nur erst mehrere Bogen ganz fertiges Manuscript auf Ihrem Tische werden liegen sehen, das ganze Projekt Ihnen in einer andern Gestalt erscheinen wird. Experto crede. <90:> Sie haben Ihr Glück viel zu wenig versucht, um behaupten zu können, Sie hätten keins; so oft Sie es versuchten, gelang es auch.

Die Erdbebungen in Dresden sind allerdings bedenklich; um so mehr, da mir hier vor einigen Tagen träumte, es käme einer mit der Nachricht hier an, Dresden sey in einem Erdbeben untergegangen. Aber seit wann ist denn auch der Vollmond verdächtig?

Begreifen möchte ich, warum es Ihnen lächerlich vorkommt, mir in einer Entfernung von sieben Meilen zu schreiben, da wir einander so oft in einer Entfernung von sieben Schritten geschrieben haben. Aber es hilft nun schon nichts; Sie sind ein ewiger Weigerax, und wenn ich nicht täglich von frischem anfange, Sie für mich zu gewinnen, so entlaufen Sie mir, wie sehr ich Sie auch interessiren mag, ohne Unterlaß. Es sey drum! Ich setze Ihnen nach.

Teplitz ist so todt und so abgeschmackt dazu, daß ich auch nicht einmal Geschichten mitbringen kann. Mich selbst, und nichts weiter; denn alles, was ich sonst hier erfahre, ist ernst und finster wie das Grab.

Gentz.