Briefwechsel

47.

Dresden 1806.

Von den neulich mitgenommenen Papieren schicke ich Ihnen hier die zurück, die ich mir nicht zueignen darf, und die Sie gewiß aufbewahren wollen. <79:>

Die Leipziger Recension ist, trotz Ihrer Verachtung gegen Reinhold, viel schlechter als die seinige. Doch das ist alles gleich; sie werden wohl Respekt vor Ihnen bekommen, wenn Sie nur erst eine Gelegenheit finden, sie unmittelbar nieder zu donnern.

Gegen meinen gestrigen Kampf mit Ihnen und Wiesel war jener erste, worüber ich so bitter geklagt hatte, nur ein Spiel. Auf einem dritten ertappen Sie mich nicht, das verbürge ich mit Leib und Leben. Was mir in diesen trüben Zeiten von Kraft noch übrig blieb, will ich retten und verwenden; noch zwei solche Schlachten, und ich bin ohne alle Rettung ruinirt. Die Verhärtung ist mein Element; lassen Sie mich darin, ich will Ihre Flüssigkeit bewundern, zu meinem Wirken hilft sie mir nichts. Eine Unruhe ohne Ziel tödtet mich; ich will im Absoluten leben und auch sterben.

G.

Eins muß ich Ihnen noch sagen: Ihr furchtbares Einverständniß mit Wiesel – er hat ja, wie ich endlich bemerke, den Gegensatz in der That auch erfunden – ist eine der schrecklichsten Entdeckungen, die ich je gemacht. Das, womit Wiesel so harmonirt, wird mir immer verdächtig seyn; ich gäbe ein Jahr meines Lebens, wenn ich diese Coalition, die ich nun leider schon eine Allianz nennen muß, nie entdeckt hätte. Und wie Sie, der nichts fürchtet, den Teufel fürchten!! – Mitten in meiner Niederlage war mir Ihre Angst vor ihm noch ein schmerzhafter Anblick. Er ist offenbar stärker als Sie, weil Sie die Grenze übersprungen haben und in ein Feld gestürzt sind, wo er Sie schlagen muß. Das sollte ich also hier erleben!