Briefwechsel 45. Dresden, den 8. Januar 1806. Ich bedaure es, daß eine Unpäßlichkeit mir diesen Morgen nicht erlaubt, auszugehen. Schriftlich läßt sich auf die Bitterkeit Ihres Briefes nicht antworten. Wenn von Coalitionen die Rede ist, so vergessen Sie nicht das Vergangene, und finden Sie nicht ohne Grund eine falsche Nachgiebigkeit gegen Belial in mir. Ich kann mir kein Verhältniß denken, wo Sie mir dürftig erscheinen könnten. Wenn Sie so hart und störrig erschienen, wie es wirklich der Fall war, so kommt es, weil Sie sich mit Eigensinn gegen Ansichten muthwillig sperren und verschließen, die es <77:> Ihnen zu leiten und zu beherrschen, aber nicht zu verachten und bei Seite zu setzen ziemt. Wenn Sie mich für so roh halten, daß ich die heiligen Motive übersehen könnte, die Sie haben, um sich gegen die Betrachtung des Teufels völlig zu verschließen, wenn Sie vergessen können, wie fest, durch manche große Stunde, wir im unerschütterlichen Glauben an das ewig unentweihbare vereinigt sind, dann haben Sie Ursach, den Muth zu verlieren. Ich bin weit entfernt in Wiesels Argumenten vollständige Haltung zu finden, aber ich begreife noch weniger, wie Sie von Coalition sprechen können, nachdem Wiesel mit der Erklärung schloß: ein neuer Zustand der Dinge müsse kommen. Wenn ich Ihnen hierauf erklärte, daß Sie mich vergessen hätten, daß Sie auch nicht einen Zug meiner Natur mehr erkennten, so würde ich Recht haben. Ohne von dem gestrigen Gespräch irgend etwas zu embrassiren als Ihre Frömmigkeit, den edlen tragischen Geist Ihrer Vertheidigung, glaube ich dennoch, daß sich dieser Geist in seiner ganzen Reinheit conserviren läßt, auch selbst wenn man Belial lange und ruhig ins Gesicht sieht, und das Wachsen in der Erkenntniß des Teufels auch Gott dienen heißt. Wenn Sie Wiesel übersehen oder zurücksetzen, so haben Sie zuverlässig unrecht, wie überhaupt, wenn Ihre unendliche Empfänglichkeit sich an irgend einer Stelle absolut unzugänglich macht. Es wird kein neuer Zustand der Dinge kommen, wie jener meint, aber neues und altes werden sich in einem echt katholischen Bund vereinigen. Dieß ist meine Erklärung, trotz Wiesels Muthwillen und Ihrer Muthlosigkeit, mein ewig geliebter Freund! A. H. Müller. |
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