Briefwechsel 1806. 43. Bautzen, den 3. Januar 1806. Es ist doch in der That recht zum Verzweifeln, daß es in dieser Welt keine reine Freude mehr gibt. Wie süß ich mir dießmal das Glück, Sie wieder zu sehen, gemalt hatte, kann ich Ihnen nicht beschreiben; jetzt muß ich, nothgedrungen, mit Ihnen zanken, da ich den Augenblick fast berühre, wo ich mich Ihnen nähern soll. Ich schrieb Ihnen von Breslau aus, früh, schon am 26. oder 27. vorigen Monats, und bat Sie, mir eine Wohnung in Dresden zu bestellen, und mir sogleich, entweder nach Görlitz, oder wenigstens nach Bautzen zu schreiben, ja, wenn es Ihnen irgend möglich wäre, mir bis an letzteren Ort entgegen zu kommen. Daß mein Brief zu Ihnen gelangt ist, weiß ich gewiß; denn B. Buol, dem ich mit eben der Post (doch abgesondert) schrieb, hat mir geantwortet, und zwar aus einem Uebermaß von Eifer und Sorgfalt, der mit Ihrer Nachlässigkeit aufs schärfste contrastirt nach Görlitz und Bautzen geschrieben. Mein Erstaunen, als ich hier seinen Brief ohne die kleinste Notiz von Ihnen erhielt, kann ich Ihnen nicht ausdrücken. Da indessen, nach einem Desappointement von so auffallender und ganz unerwarteter Art, auf Sie nicht zu rechnen ist, so schicke ich jetzt eine Estafette gerade an Kind, und mit dieser erhalten Sie gegenwärtiges Schreiben, zugleich aber die Einladung, morgen um sechs Uhr bei mir zu Mittag zu speisen, wenn anders der sonst treffliche Kind meiner Aufforderung wegen einiger guter Schüsseln Gehör gibt, oder Sie selbst dazu beitragen können, ihn für meine Wünsche zu stimmen. <76:> Ich kann doch, trotz aller Ihrer Sünden, den Augenblick kaum erwarten, wo ich bereit bin sie Ihnen alle zu vergeben. Gentz. |
||
Copyright by Institut für
Textkritik, Heidelberg © 2005 |
||