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Ruskins experimenteller, über Jahre in monatlichen Lieferungen erschienener Text »Fors Clavigera«, gewidmet den »Workmen and Labourers of Great Britain« (1871–1884), betrat nicht nur sprachlich Neuland. Kühn war an diesem work in progress auch, daß es sich programmatisch jeder Art von Werbung verweigerte. »Fors Clavigera« war zugleich das erste Druckerzeugnis, für das ein Autor zusammen mit seinem Verlag eine strikte Buchpreisbindung durchsetzte – zunächst durchaus gegen den Widerstand des Buchhandels und in Kämpfen mit diesem. Die Gedanken, die Ruskin dabei leiteten, und die in England schließlich in das berühmte Net Book Agreement (1900) einmündeten, sind von zeitlosem Interesse.
Vorderer Umschlag Gekoppelt sind Ruskins Vorstellungen vom Wert des Buchs an eine bestimmte Konzeption von Arbeit, die über Schüler Ruskins in die Gründungsurkunden der Labour Party einerseits und andererseits über William Morris und Ezra Pound vermittelt in die Quellgründe der modernen Dichtung Eingang gefunden haben.
Aufgeschlagene Doppelseite Der Essay von Roland Reuß folgt diesen Spuren und konfrontiert, das Buch als Gut preisend, die von Ruskin beschriebene Konzeption kultureller Arbeit und kulturellen Werts mit den gegenwärtigen Tendenzen, das Buch – wie alles andere, den Menschen inklusive – nur noch als Ware anzusehen. Der Sinn der bestehenden Rechtslage, den Preis des Buches nicht über den Mechanismus von Angebot und Nachfrage zu bestimmen, wird freigelegt. Zugleich wird gezeigt, daß Wertfragen nicht über den Markt entschieden werden können: »value dwells not in particular will; / It holds his estimate and dignity / As well wherein ’tis precious of itself / As in the pricer.« (Hector in Shakespeares »Troilus and Cressida«, II 2, 53-56)
Fadenheftung Über den Preis des Buches, seinen Wert und den Wert der Arbeit zu schreiben, mit Blick auf Ruskin, Morris, Pound & Shakespeare, folgt dem Auftrag Hölderlins aus den Schlußversen von »Patmos«, »bestehendes gut« zu deuten. Das ist kein konservatives Programm, sondern eine konkrete und den Konflikt nicht scheuende Auseinandersetzung mit der Zeit. Denn ›Bestehendes‹, das ist nicht einfach das Gestrige, Abgetane und Abzutuende, sondern im genauen Wortsinn das, was sich der Prüfung, der Kritik, ausgesetzt hat, weiterhin aussetzt und dabei standhält. Ein Dynamisches, das nur ist, was es ist, im historischen Prozeß. Dessen Verlauf ist kein Automatismus, Menschen haben für ihn eine Verantwortung.
Umschlag (Rückseite) Erscheint im November 2013 Roland Reuß
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